
Es ist für mich sehr wertvoll, wenn Situationen und Menschen in mein Leben kommen, die mich in meiner Entwicklung weiterbringen. Genau das ist vor kurzem mal wieder passiert. Da mir die Erkenntnis, die ich daraus ziehen konnte, sehr hilfreich erscheint, möchte ich sie mit dir teilen.
Der KOMMENTAR AUF YOUTUBE
Besagte Situation wurde von einem Kommentar ausgelöst, den ich unter einem YouTube-Video gepostet hatte. Der hat bei einem mir völlig fremden Herrn wohl einiges ausgelöst - was dieser Herr alles auf meine Aussage und somit auf mich projiziert hat, war sehr spannend.
Auch wenn ich beim Lesen seiner persönlichen Angriffe relativ gefasst war, hat es mich danach doch etwas beschäftigt. Allerdings nicht seine Aussagen an sich. Denn die haben nur das widergespiegelt, was er über mich zu wissen glaubte. Seine Projektionen haben sein Weltbild offenbart, das hatte mit mir nichts zu tun. Bei mir ging es um einen sehr tief liegenden Glaubenssatz. Die Beobachtung meiner Gedanken ließen mich meinen Glaubenssatz erkennen: Was denken nun die anderen über mich? Sehen sie mich jetzt so, wie der Herr mich sieht, obwohl das gar nichts mit mir zu tun hat? Ich hatte das Gefühl mich erklären zu wollen.
Dieses Thema kam davor schon öfter auf mich zu, auch in meinem näheren Umfeld. Ich hatte ständig das Gefühl mich erklären zu müssen. Um verstanden zu werden. Ich hatte das Bedürfnis, dass andere meine Sicht auf die Welt und meine daraus resultierenden Handlungen verstehen. Doch macht das Sinn? Sich erklären zu wollen, obwohl andere gar nicht danach fragen? Ich bin zu dem Schluss gekommen - nein. Denn solange die Menschen mich nicht aus sich heraus wirklich verstehen wollen, kann ich erklären was ich will. Wirklich verstanden werde ich trotzdem nicht.
Diese Erkenntnis ließ mich weiter hinterfragen: Will ich andere wirklich verstehen? Ja, wollen schon. In meiner Begleitung klappt das auch wunderbar. Aber im Privaten gelingt mir das ehrlich gesagt oft nicht. Weil ich viel zu schnell wieder in das alte Muster falle und dem anderen begreiflich machen will, wie ich denke. Da ist natürlich Selbsterziehung gefragt ;-)
IST ES WICHTIG, WAS DIE ANDEREN ÜBER MICH DENKEN?
Nein, weil es so ist, dass jeder sein eigenes Weltbild auf andere Menschen projiziert. Egal was andere Menschen über mich / über dich denken, es hat meistens mit ihnen selbst zu tun und beruht auf den eigenen Vorstellungen über die Welt. Da diese niemals das Ganze umfassen, auch gar nicht umfassen können, nimmt jeder nur einen Teil des Ganzen wahr.
Unser Weltbild besteht aus dem was wir gelernt haben, aus unseren Erfahrungen, Beobachtungen und Schlussfolgerungen und den daraus entstandenen Glaubenssätzen. Je nachdem wo und wie wir aufgewachsen sind, sind diese sehr unterschiedlich.
Solange wir nicht bereit sind, unsere Glaubenssätze herauszufinden und unser Weltbild zu erweitern und gegebenfalls zu verändern, schauen wir auf andere Menschen immer durch unsere eigene begrenzte Brille. Im Umkehrschluss andere Menschen auf uns natürlich auch.
Und so entstehen Missverständnisse, Verurteilungen und Unverständnis für das Handeln anderer Menschen. "Wie kann der nur...", "Hast du schon gehört, was der wieder gemacht hat...", "So ein Quatsch, was der da macht, das kann ich ja überhaupt nicht verstehen...", "Wie die sich verhält, das geht ja gar nicht..." - um nur ein paar Beispiele zu nennen.
KANN ICH BEEINFLUSSEN, WAS ANDERE VON MIR DENKEN?
Nein, auch das geht nicht. Auch wenn man sich, wie ich es versucht habe, erklären will. Denn, wie oben schon erwähnt, solange der andere dich nicht wirklich verstehen will, versteht er dich auch nicht, sondern sucht eher nach Dingen, die seine Meinung über dich bestätigen. Da kannst du sagen was du willst. Dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt - da darf sich jeder selbst prüfen.
KANN ICH WISSEN, WAS ANDERE ÜBER MICH DENKEN?
Auch diese Frage beantworte ich mit nein. Zumindest so lange nicht, so lange ich den anderen nicht frage. Bis dahin sind es Vermutungen, wie der andere über mich denken könnte, und das eigene Weltbild, das ich auf ihn projiziere. Und da sind wir bei einem Thema, das ich auf Instagram schon einmal kurz angesprochen habe: Wirkliches Interesse am anderen durch vorurteilsfreies Hinhören.
Dazu gehört auch, die Begriffe, die wir in der Kommunikation benutzen, zu klären. Was meint der andere genau mit dem was er sagt? Was bewegt ihn zu dieser Aussage? Welche Hintergründe hat seine Aussage? Denn Meinungsverschiedenheiten und Un- oder Missverständnisse entstehen nicht über Worte, sondern über das, was wir unter den Worten verstehen.
Und da stellt sich natürlich die Frage - WILL ich das überhaupt? Will ich den anderen wirklich verstehen? Interessiert mich, was er zu sagen hat; wie er die Welt sieht? Oder will ich nur meine Weltsicht und meine Meinung über ihn stülpen? Will ich Liebe, oder will ich Recht haben? Will ich mein Ego ausleben, oder meinem ICH und somit dem Christus folgen? Diese Fragen darf - wie immer - jeder für sich selbst beantworten.

In meiner Begleitung arbeiten wir auch am Weltbild und an den Glaubenssätzen, die es bilden. Das Erkennen hinderlicher Glaubenssätze ist ausgesprochen wichtig; und haben wir als König die Herrschaft über unser inneres Reich übernommen, können wir sie auch verändern und Schritt für Schritt ein neues, förderliches Weltbild daraus aufbauen.

Anmerkung: Der Inhalt meiner Blogartikel spiegelt meinen aktuellen Bewusstseinszustand und den Wissensstand aus der anthroposophischen Geisteswissenschaft wider, den ich mir bis zum Zeitpunkt des Erscheinungsdatums des Blogartikels angeeignet habe. Ich bin, wie jeder Mensch, am lernen und mich weiterentwickeln. Deshalb prüfe für dich jederzeit vorurteilsfrei den Inhalt; ohne ihn vorschnell abzulehnen, oder ihn blind einfach zu übernehmen.
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